Bildquellen aus dem Parther-Reich und ihre Problematik – Die parthischen Felsbilder
Die parthischen Felsbilder sind insofern sehr wichtig, als sie sehr iranisch
sind, iranischer als die spätparthischen Plastiken aus Hatra, Dura Europos
und Palmyra, Städten, die an der Peripherie des Reiches lagen und nicht
durchgängig parthisch beherrscht waren.
Aber die überwiegend aus spätparthischer Zeit, aus dem 1.−3. Jh. u. Z.
stammenden Felsbilder sind meist stark erodiert und bieten kaum verwertbare
Details. Und gerade die Felsbilder mit Waffendarstellungen sind oft in
ihrer Datierung umstritten.27
Zu den Felsbildern, die Waffenträger enthalten, gehören ein Relief von
Bisitun mit einem opfernden König namens Vologases, der zwei Dolche trägt
(Abb. 3 oben),28 das Relief von Hung-i Nauruzi, auf dem ein älteres Relief
eines berittenen Königs, bei dem es sich vermutlich um Mithridates I handelt,
in spätparthischer Zeit ergänzt wurde mit vier frontal dargestellten Personen
mit Langschwertern und Dolchen (Abb. 3 Mitte),29 das Bild eines Reiters mit
Lanze aus Hung-i Kamalwand,30 die Reliefs von Hung-i Yar-i Alivand (Abb.
3 unten)31 und Shimbar,32 und schließlich mehrere Felsbilder aus Tang-i
Sarvak, auf einem freistehender Felsen in einem Tale in den Zagrosausläufern,
an der Grenze zwischen Südost-Khuzistan und Fars, die einem elymaischen
Vasallen-Fürsten der Partherzeit zugeschrieben werden (Abb. 3 unten rechts;
4). Hier lassen sich in zwei Fällen Langschwert-Darstellungen bestimmen, bei
dem Prinzen am Altar auf der Nordwand und dem Prinzen mit Löwen auf
der Nordwestwand (Abb. 3 unten; 4).33 Auf der selben Wand befindet sich
noch eine stark erodierte Reiterdarstellung mit Köcher und Lanze.34 Tang-i
Sarvak III schließlich, das späteste der dortigen Felsreliefs, bietet die am
besten erhaltene parthische Darstellung eines Reiterkampfes, auf der ein
schwer bewaffneter und gepanzerter Prinz auf einem gepanzerten Pferd, ein
Kataphrakt, seinen Gegner mit der Lanze durchbohrt. Neben Rüstung und
Lanze lassen sich Pfeile, Pfeilköcher, sowie, bei den Nebenfiguren, Bogen
und kürzere Schwerter bestimmen.35 (Abb. 4 unten) Generell sind
Waffendarstellungen auf den Felsreliefs nicht besonders häufig. Dolche sind
wenig erkennbar. Noch seltener tritt das Langschwert auf und beschränkt
sich auf die höchststehende Persönlichkeit auf dem Relief, während die
Begleitpersonen überwiegend ohne Schwert, oder aber mit Kurzschwert
abgebildet werden. Das Schwert kann hier als Rangabzeichen gewertet
werden.
27 Zusammenfassende Literatur zu den iranischen Felsreliefs: Sarre, Kunst; Trümpelmann, Felsrelief; Vanden Berghe, Reliefs; Mathiesen, Sculpture. Einzelpublikationen der Felsbilder nach Fundorten in der vom Deutschen Archäologischen Institut Berlin, Abteilung Teheran herausgegebenen Reihe: Iranische Denkmäler, Reihe II: Iranische Felsreliefs.
28 Vanden Berghe, Reliefs, 119, 120, Tf. 11, 1./2. Jh. u. Z.; Mathiesen, Sculpture, Bd. 2, Deckblatt.
29 Vanden Berghe, Reliefs, Abb. 4, Katalog Nr. 23; Mathiesen, Sculpture, Bd. 2,120, Abb. 1, Katalog Nr. 1.
30 Vanden Berghe, Reliefs, 44, 45, Abb. 5, Katalog Nr. 25.
31 Mathiesen, Sculpture, Bd. 2,123, Katalog Nr. 5, Abb. 4, mit Langschwertdarstellung.
32 Mathiesen, Sculpture, 125, Katalog Nr. 7, Abb. 6, mit Ringknaufdarstellung.
33 Vanden Berghe, Reliefs, Tf. 15, Katalog Nr. 30; Mathiesen, Sculpture, Bd. 2, 135, 136,
Abb. 18, Katalog Nr. 11, und 138, 139, Abb. 21, Katalog Nr. 15.
34 Mathiesen, Sculpture, Bd. 2, 142−143, Abb. 25, Katalog Nr. 25; Vanden Berghe, Reliefs, Tf. 16, Katalog Nr. 31.
35 Mathiesen, Sculpture, Bd. 2, 131−133 Abb. 16, Katalog Nr. 9 = Relief D, um oder nach 220 (S. 133).