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                               John Coltrane - Impressions (1963) [Full Album]  

 

 

. „Ich bekümmere mich seit langer Zeit gar nicht mehr um das Theater“, ließ Goethe seine Braunschweiger Verehrer per unterkühlter Post wissen. „Machen Sie daher mit meinem Faust, was Sie wollen.“ August Klingemann, Direktor des Braunschweiger Hoftheaters, war so frei. Er kürzte das Ganze auf schlanke fünf Stunden runter, strich dabei alles, was er für zu irrsinnig und damit für unaufführbar hielt (die Walpurgnisnachtszene zum Beispiel), und ging am Ende noch mit dem Weichzeichner über die Blasphemie- und Sexstellen.

kritisiert die Kirche, zeigt Oralsex mit dem Papst - und schlimmeres. Das regt im katholischsten Land Europas viele auf. Gegen den Regisseur wird ermittelt, die Schauspieler erhalten Morddrohungen.

Mit dieser Frage müssen sich nun auch die Schauspieler auseinandersetzen: Zwischen den einzelnen Szenen gibt es Monologe, in denen sie sich selbst spielen. Eine der Schauspielerinnen bekommt auf der Bühne scheinbar einen Wutanfall: „Ich will nicht mehr in diesem linken Dreckstheater mitmachen, man muss immer nur ficken und sich erniedrigen lassen!“, schreit sie. „Wer garantiert jetzt für meine Sicherheit, wer hilft mir gegen die Stiernacken, die vor dem Theater stehen?!“, brüllt sie. Einige Zuschauer lachen etwas. Aber die Szene ist nicht lustig, denn die Schauspieler bekommen tatsächlich Morddrohungen.

 An schönen Stellen herrscht natürlich schon in Beethovens Erster kein Mangel. Mit dem Wissen des Nachgeborenen allerdings, wenn man also bedenkt, welchen Raum er damit auftut, dass er sich der kompositorischen Königsdisziplin annahm, die erst durch ihn eine wurde, wenn man das bedenkt, ist der Anfang aber eigentlich ein Wunder. Da klopft einer an. Mit Kraft. Hat ein bisschen Angst vor der eigenen Courage, tritt zurück, tastet sich wieder vor. Scheint sich umzugucken, ob er weiter darf. Tastet weiter. Und als er denkt, dass keiner guckt, überschreitet er die Schwelle. Und rennt los, rennt alles über den Haufen. Und damit hört er bis zum Ende nicht mehr auf.

Dem Faust sein Mephisto, dem Goethe sein Eckermann, der, so der Geheimrat 1830 zum Kanzler von Müller, „vorzüglich Ursache“ sei, „dass ich den Faust fortsetze“. Das lief. Vollendung: 1831. Veröffentlichung: 1832. Verdikt: unspielbar. Es mussten erst „Die letzten Tage der Menschheit“ kommen, um noch mehr Menschen auf die Bühne zu bringen. Aber: Eckermann! Alt, grau, einsam, arm und in einer Wohnung voller Vögel, teilte er den „Faust II“ in drei Teile. Der erste Akt, „Faust am Hofe des Kaisers“, wurde am 20. Oktober 1852 in Weimar aufgeführt

110 Verse in 21 Stunden. Peter Steins Bühnenweihfestspiel des kompletten „Faust“. Castorfs Mythenübermalung ist mit seinen sieben Stunden dagegen dramatisches Killefit. Stein spielt alles, besetzt alle Denkräume, Eigenfantasie stört nur. Faust tut einem leid. Man wandelt durch die Faust-Halle von Spielort zu Spielort. Draußen ist es erst heiß, dann nieselt es. Falsches Schuhwerk rächt sich schnell. Mehr Journalisten als zahlendes Publikum – gefühlt jedenfalls. Zwischendurch kann man im Nachbarpavillon das Nationalgericht Malaysias zu sich nehmen oder gigantische Würste, was der Kollege von der „FAZ“ tut. Sollte man beides lassen. Das Repertoire entspannter Körperhaltungen erweist sich rasch als endlich. Es wird herzlich geschnarcht. Und sich gewundert. Toller Text immer wieder. Kompletter Wahnsinn der zweite Teil. Stein fordert Jünger. Und formt sie. Ohne Firlefanz. Strenger Goethedienst. Und wir dürfen sagen... Nein, nichts Veteraniges jetzt.

https://www.youtube.com/watch?v=46DTEse9_bo

Goethe Faust Teil 1  

https://www.youtube.com/watch?v=8p1veDbXcrA