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                                                       Goldberg-Mozes Variationen

                                                        avagy Goldberg Bach nélkül

 

Ahogy az egész elkezdõdött:

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"Das Theater lieben, heißt staunend in diesem unbegrenzten Kosmos neue Spuren zu suchen", heißt es in der Ankündigung. "Die Tiger von Eschnapur sind Wesen einer aus den Fugen geratenen Welt." Um sie geht es nun in dem Spektakel "Flammende Liebe" Schnipp: Licht aus. Schnipp: Licht an. Mit zwei Fingern bringt Tom Wingfield (Ferdinand Seebacher, gelungener Einstand) die Theatermaschine zum Laufen, um von seinen prägenden Jugendtagen zu erzählen und die neue Spielzeit des Volkstheaters in den Bezirken zu eröffnen.

Wie so oft im Leben bleibt der Schöpfer gern im Hintergrund; er überlässt den armen Menschlein die Arbeit, hier: den Schauspielern. Der Sündenfall im Paradies schwebt dem Regisseur aus privaten Interessen als Nacktszene vor. Für diese sollen die Mimen vorerst einmal ein wenig auf dem Himmelbett kuscheln. Das Ganze endet als zügelloser Akt, der die Vertreibung aus dem Paradies mittels Nebelmaschine nach sich zieht.

Am Volkstheater nun blieb Regisseur Stephan Bruckmeier von Schöpfungspannen ebenso wenig verschont: Schauspieler Thomas Bauer verlor zwei Tage vor der Premiere die Stimme, der Regisseur sprang mit Todesverachtung und Textbuch für ihn ein und spielte die Rolle des Schauspielers Raamah. Und das hat gar nicht so schlecht gepasst in seine Holter-dipolter-Inszenierung, in der grelle Farben, grobe Gesten und insgesamt eine rechte Faschingsstimmung herrschte. Man nennt Die Goldberg-Variationen ja auch eine Passionskomödie. Doch das Grobschlächtige hat hier am Volkstheater die Oberhand behalten und die Feinheiten des Stücks verdrängt. Dabei ging auch so mancher Witz verloren. Etwa wenn es darum geht, die Kain-und-Abel-Szene zu üben, sich Abel (Jan Sabo) aber bereits bei den Proben vor dem Hieb der Steinzeitkeule nie "schnell genug duckt".

Das Desaster bekommt Züge. Die Dramaturgie des theologischen Regelwerks entpuppt sich als unspielbar. Enttäuschung und Fragen tun sich auf, insbesondere als Moses alias Goldberg auf dem Berg Sinai (Stehleiter) die Gesetzestafeln empfängt, die er dem Volk Israel überbringen soll. Sie enthalten Gebote, die die Theaterputzfrau (Sabitzer) alsbald gleichmütig in die Mülltonne entsorgt. Gegen dieses durch und durch patriarchale System lehnt sich schließlich Abrahams Gattin Sarah auf, in Gestalt von Günther Wiederschwinger. - párhuzamos világok: vö. a dühöngõ Mózes problémájával. Im ersten Augenblick ist man voller Freude und voller Dank über die Ehre, dass man da auserkoren wird. Und im nächsten Augenblick kommen die Fragen: Oh mein Gott, was heißt das eigentlich? Was bedeutet das? In welche Reihe reiht man sich ein", Im ersten Augenblick ist man voller Freude, im nächsten Augenblick kommen die Fragen." Brigitte Hobmeier Schauspielerin Eine Lügnerin und Verführerin, eine Hexe mit dem Gesicht einer Heiligen, das ,Weib" an sich." Welche Definition wäre passender für eine Buhlschaft?In Österreich ein eher unbeschriebenes Blatt, ist die Schauspielerin in Deutschland ein Theatersuperstar. Sie war Teil von Peter Steins monumentalem "Faust"-Projekt, spielte in Thomas Ostermeiers Bühnenfassung von Fassbinders "Die Ehe der Maria Braun", ist an den Münchner Kammerspielen derzeit als "Susn" in Achternbuschs gleichnamigen Stück, als Kaiserin Elisabeth in Ivo van Hoves Visconti-Bearbeitung von "Ludwig II." zu sehen. Und in Fassbinders "Satansbraten" – eine Inszenierung, die die Nestroy-Jury als eine der besten deutschsprachigen Aufführungen nominierte.

Regieassistent Goldberg (Ronald Kuste) ist im Stadttheater von Jerusalem das Mädchen für alles. Gleich zu Beginn trägt er einen Kanister Theaterblut herein. Man kann ja nie wissen. Schließlich geht es um die Schöpfungsgeschichte. Goldberg bemüht sich neben seinem lächerlich-despotischen Regie-"Gott" (Rainer Frieb), der hier die Highlights der Bibel inszeniert, um Schadensbegrenzung. In sieben Tagen soll Premiere sein, doch keine Szene steht. Die Schauspieler haben private Probleme und ergehen sich in hanebüchenen Eigenimprovisationen. Sehr menschlich; es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig. Aus der Verschränkung von zwei Schöpfungsprozessen, den am Theater und den die Welt als solche betreffend, hat George Tabori einst den heftigen Witz für seine 1991 am Akademietheater uraufgeführte theologische Farce Die Goldberg-Variationen gezogen.

Anna Prohaska als freizügige Inanna in einer reizüberfluteten  

Gott oder die Götter sind da bereits abhandengekommen, Orientierung entsteht durch Einführung der Sieben-Tage-Woche. Vorher gab es einen Opferkult, die babylonische Priesterin Innana verdrehte dem jüdischen Exilanten Tammu den Schädel und musste ihn aufgrund eines dummen Zwischenfalls aus der Unterwelt zurückholen, wo der Tod nach gequetschtem Singsang schließlich klein beigab.

Unvergesslich bleiben auch die Prophezeiungen Ezechiels, die August Zirner prägnant rezitierte. Und, bitte, wer kann jemals die sieben Vulven und sieben Phalloi vergessen, Plastikmodelle freilich, um die herum sich einiges drehte. Das Schönste an dem dreieinhalbstündigen Abend war allerdings Anna Prohaska als sehr leicht bekleidete Priesterin Inanna. Was dieses zarte Wesen so alles ihrer Kehle entlockt, ist schlicht phänomenal. Mühelos gelingen ihr die kompliziertesten Koloraturen. Mit leichten Abstrichen überzeugten Claron McFadden als Seele und Jussi Myllys als Tammu. Exzellent Willard White in der Doppelrolle Priesterkönig/Tod. Sören Eckhoff sorgte für bestens präparierte Chöre, und Kent Nagano brachte das Bayerische Staatsorchester in perfekte Form.