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Katharina Wagner über den neuen Musikdirektor:

 

Katharina Wagner über den neuen Musikdirektor: "Christian Thielemann ist kein kleiner Junge, der Trostpflaster braucht.

Christian Thielemann ist in Bayreuth mit dem Titel "Musikdirektor" bedacht worden: ein Trostpflaster für die verpasste Berufung als Chef der Berliner Philharmoniker?

Katharina Wagner: Das ist, mit Verlaub, Unsinn, schon, da lange vor der Wahl in Berlin feststand, dass er diese Position übernehmen wird. Und außerdem ist Thielemann kein kleiner Junge, der ein Trostpflaster braucht. Und wir sind keine Institution, die sich leisten könnte, Trostpflaster zu verteilen.

STANDARD: Im Ernst gefragt: Was bedeutet denn die Funktion als Musikdirektor im Kern?

Wagner: Er wird vor allem für den Klang des Orchesters verantwortlich sein. Wir haben zwar ein hohes Maß an Stabilität bei den Musikern des Festspielorchesters, aber eine Fluktuation von etwa zehn Prozent gibt es ja doch immer. Und dann ist im Festspielhaus auch der Klang bestimmter Soloinstrumente immer etwas besonders Heikles. Für diese Qualität des Orchesterklangs wird er als ja unbestrittener Wagner-Experte hauptsächlich verantwortlich sein. Er wird damit aber nicht Teil der Festspielleitung und schließt auch keine Verträge ab oder so. Es ist eine wichtige künstlerische Funktion.

STANDARD: Also kein Alleinherrscher im Bayreuther Graben?

Wagner: Nein, überhaupt nicht. Jetzt ist übrigens gerade Marek Janowski in Bayreuth, der im nächsten Jahr, wie geplant, den Ring von Kirill Petrenko übernehmen wird. Er macht sich mit der Akustik des Hauses vertraut.

Es gab heuer eine neue Vokabel im Vorfeld der FESTSPIELE, und die hieß "Hügelverbot". Was ist denn nun dran am Hügelverbot für Ihre Halbschwester und noch Co-Chefin Eva?

Wagner: Absolut nichts. Meine Schwester ist da und arbeitet, im Moment wohl gerade in ihrem Büro. Sie hatte schon vor Jahren gesagt, dass sie ihre Amtsperiode ausfüllen wird. Das wird sie auch bis zum Ende machen und dann ihren Beratervertrag wahrnehmen. Das ist wirklich alles.

STANDARD: Eine andere Personalie betrifft Regisseur Frank Castorf ...

Wagner: Auch er ist hier und arbeitet. Ich kann auch da nicht mit einem Zerwürfnis dienen – und wenn er eben mal was rauslassen muss, dann muss er es halt tun. Aber das ist nicht dramatisch. Was man von dem neuen Siegfried, Stefan Vinke, hört, klingt übrigens sehr vielversprechend.

STANDARD: Wie steht mit dem Kartenverkauf? Freie Plätze im Festspielhaus waren so ein Gespenst in manchen Berichten?

Wagner: Wir sind ausverkauft. Und eine Premiere am Wochenende, wie in diesem Jahr die Eröffnungspremiere, ist natürlich auch wirklich zigfach überbucht. Manche Vorstellungen weniger. Wenn jemand eine Karte zurückgibt, dann erscheint diese in unserem Online-Verkaufsportal im Netz. Das ist eben dank des Inter- nets heute viel transparenter als früher.

STANDARD: Was machen Sie, wenn die leidigen Bauarbeiten am Festspielhaus die künstlerische Arbeit stören würden?

Wagner: Dann würde ich hingehen und ihnen den Hammer wegnehmen. Aber im Ernst: Wie gehen bei den Bauarbeiten hier nach dem Motto vor: Lieber gründlich und überlegt planen und erst dann anfangen. Sonst bekommt man bekanntlich schneller Probleme, als einem lieb ist.

zajlik a sakkjátszma a kulisszák mögött, különös játék. olyan sakk, amiben néha "elcsattan" egy-egy tökönrúgás is és hátbadöfés is. olyan gesamkunstwerkes.

STANDARD: Den Job als Bauleiterin haben Sie aber nicht auch noch?

Wagner: Hier ist der ökonomische Leiter voll eingebunden, und ich bin erleichtert, dass die künstlerische Leitung das nicht auch noch auf dem Tisch hat.

STANDARD: Der "Tristan"? Ein Ausnahmewerk Ihres Urgroßvaters?

Wagner: Für einen Regisseur sollte jedes Werk, das man inszeniert, ein besonderes ein. Sonst würde man sich damit ja nicht auseinandersetzen. Es gibt bei Tristan vor allem eine innere Handlung, vor allem die beiden Titelfiguren betreffend. Für mich ist dabei auch deren Vorgeschichte wichtig. Sie sind sich schon einmal begegnet. Wenn sie sich dann auf der Überfahrt beide körperlich nahekommen, wirkt da eine ungeheure Anziehung. Das ist schon spannend. Brangäne und Kurwenal versuchen, das Schlimmste zu verhindern. Es gelingt ihnen aber nicht. Der König bekommt mit, was da im Gange ist. Und der ist bei uns ein König im Sinne eines Machtmenschen. Er ist keineswegs ein gütiger älterer Herr.

STANDARD: Das klingt so, als ob Sie diese Figur gegen die Konvention deuten und eigentlich auch keine Drogen gebracht werden?

Wagner: Ja, schon. Aber lassen Sie sich überraschen, wie wir damit umgehen, das will ich vor der Premiere nicht verraten.

STANDARD: Vielleicht verraten Sie, wann und wo das Ganze spielt?

Wagner: Wir haben das überzeitlich in einem abstrakten Raum verortet, da diese Liebe ja auch etwas Exemplarisches hat. Die Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann und Matthias Lippert und der Lichtdesigner Reinhard Traub arbeiten mit einer Dreiecksform des Raumes und mit viel Licht. Aber mehr wird nicht