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„Gesellschaftlichen Eitelkeiten, Repräsentation und Networking stehen im Vordergrund. Zurück bleibt mehr oder weniger ein Nichts, ein ausgehöhlter Richard-Wagner-Kult“.

Iris Wagner, geboren am 12. Juni 1942 in Bayreuth, ist die stille Wagner gewesen. Sie war die Stimme der Vernunft. Hielt sich bewusst lange Zeit im Hintergrund, wenn es um die wahre Art ging, Richard Wagners Erbe zu verwalten, worum ihre Cousins und Cousinen, auch ihre jüngere Schwester Nike, öffentlich stritten. Wirkte dafür entschieden kämpferisch als langjähriges Mitglied im Bayreuther Stiftungsrat mit, wo sie sich oftmals als Einzige dem widersetzte, was sie selbst gern den „Wahnsinn“ oder die „Possen“ des Bayreuther Unternehmens nannte:

«Ich bin beschämt. Ich schäme mich zutiefst für das ganze Unternehmen. Es brennt in Bayreuth an allen Ecken und Enden.» Weiter sagte sie: «Den Verantwortlichen geht es eigentlich nicht um Richard Wagners Werk, weder oben im Festspielhaus noch unten in Wahnfried.

  „Gesellschaftlichen Eitelkeiten, Repräsentation und Networking stehen im Vordergrund. Zurück bleibt mehr oder weniger ein Nichts, ein ausgehöhlter Richard-Wagner-Kult“.

 

So hatte sie es zuletzt geschafft zu verhindern, dass im Zuge des Erweiterungsbau des Richard-Wagner–Museums, der peinlicherweise nicht pünktlich zum Wagnerjubiläumsjahr fertig wurde, ein Touristencafé (mit fränkischem Bratwurstverkauf) direkt neben Wagners Grab plaziert wurde, wie es geplant war. An diesem Donnerstag ist Iris Wagner in Berlin einer langwierigen, schweren Krankheit erlegen. Sie wurde 71 Jahre alt.