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A genti harangoktól Meyerbeerig és onnan Merlinig:

                                  Bayreuth musste sein

                                 MUSIK   UND DRAMA

 

 

                                                                      

 

                                                                                

eit je war Mozart mein Idol, Verdi war mein Held, Wagner mein Trauma. Obwohl das „Bonbonniere“-Theater in meiner Geburtsstadt Gent, gebaut von der französischsprechenden Bourgeoisie, mit einem Rezital von Franz Liszt im Jahr 1842 eröffnet worden war, wurde Wagner nie deren Anliegen. Man kümmerte sich hier eher um dessen mächtige französische Zeitgenossen: Meyerbeer, Auber, Halevy, Boëldieu, später Gounod oder Bizet.

Daran hatte sich, als ich in meiner Studentenzeit dort in die Oper ging, nicht viel geändert. Dass meine erste Oper Mozarts „Zauberflöte“ wurde, war ein Glücksfall: alles andere von Mozart wurde gar nicht gespielt. Zwischen meinem zwölften und achtzehnten Jahr erlebte ich in Gent genau zwei Wagneropern: „Walküre“ und „Parsifal“.

Der erste Wagner in München

Wie das damals dort klang, daran erinnere ich mich nicht mehr, glücklicherweise. Das Spielplansystem erlaubte nicht viele Proben, zehn erste Geiger waren sowieso das Maximum. Da Georg Solti damals seinen „Ring“ noch nicht eingespielt hatte, war ich auf Schallplattenfragmente angewiesen, darunter der wunderbare erste Akt der „Walküre“ mit Bruno Walter, was ja keine schlechte Schule ist. Sobald ich mit siebzehn das Studium der Rechtswissenschaften begann, nahte Rettung: Ich finanzierte jetzt mit Studentenjobs meine Opernauslandsreisen.

Die erste große Wagneraufführung, die ich erlebte, war eine Wiederaufnahme der „Meistersinger“ in der Bayerischen Staatsoper mit Joseph Keilberth und Jess Thomas. Das war 1965, auf der Durchreise nach Salzburg, denn die Mozartstadt ist für einen Mozartverehrer selbstverständlich das erste Ziel. Die Aufführung war umwerfend. Aber ich fand trotzdem die Lektion Davids und das Beckmesser-Ständchen geschwätzig und, für meinen direkten französischen Geschmack, zu lang. Später erst lernte ich, dass das Langatmige eine sächsische Eigenheit ist. Ich lernte aber in dieser Aufführung auch meine erste „schönste Stelle“ kennen: das Quintett am Schluss der Schusterstubenszene. Es ist eines der schönsten Ensembles der Operngeschichte überhaupt. Kurz darauf änderte sich mein Bild der Wagnerschen Musik grundsätzlich, und zwar dank Herbert von Karajans Dirigat der „Walküre“ bei den Osterfestspielen. Eine Entdeckung!

 

Ich entdeckte, dass dem, was ich für deutschen Bombast gehalten hatte, eine atemraubend feine Lyrik innewohnt.

Unterstützt von Karajans impressionistischer Klangmalerei und der präzisen Wortinterpretation, die er mit den Sängern erarbeitete, brachte er mir Debussy und „Pelléas et Mélisande“ näher, als ich mir das je hatte träumen lassen. Dank der besessenen Probenarbeit Karajans mit den Sängern, eine Qualität, die im Opernbetrieb heutzutage verlorengeht, verstand ich auf einmal, was das bedeutete: „ Musik und Drama“.

 

Selten wurde das so perfekt realisiert wie von Marta Mödl als Isolde im „Tristan“, unter Karajans Dirigat. Jetzt wollte ich mir den ganzen „Ring des Nibelungen“ erobern, in Live-Aufführungen, erst in Köln und Düsseldorf, wo Astrid Varnay die Brünnhilde sang, dann wurde Bayreuth ein „must“. Unbedingt wollte ich „Tristan und Isolde“ mit Karl Böhm erleben, in der zweiten Bayreuther Inszenierung Wieland Wagners mit Birgit Nilsson und Wolfgang Windgassen

Ohrfeige am Grünen Hügel

Selbstverständlich war keine Karte zu bekommen, trotz zweitägigen Campings vor der Kasse des Festspielhauses. Den ersten Akt hörte ich aus dem Radio in der Pförtnerloge. Aber weil ich meist erreiche, was ich will, konnte ich eine Türmeisterin dazu verführen, mich einzulassen im zweiten Akt  (engem a  101 kiskutyára engedetek be a jegyszedõ nénik 8 éves koromban többször is.) , sie wies mir einen freien (!) Sitz im Amphitheater zu. Allein die Anstrengung, nach monatelangem Zittern dann doch noch hineinzukommen, hätte schon genügt, diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Aber dann kam, in diesem zweiten Akt, die zweite schönste Stelle, die mich total verzauberte: „... dem Land, das Tristan meint, der Sonne Licht nicht scheint“. Später wird dies von Isolde in einer anderen Tonart verklärt. Da verstand ich auf einmal, warum Rudolf Steiner den Wagner eine Reinkarnation von Merlin genannt hatte.

Wie so oft bei Wagner, vorausgesetzt, man ist kein Wagnerfan, tauchten dann auch Momente der Langeweile auf. Nach dem „Camembert“-Ring von Wolfgang Wagner war für mich erst einmal Schluss in Bayreuth. Erst im letzten Jahr des „Jahrhundert-Rings“ mit Patrice Chéreau und Pierre Boulez fand ich den Weg dorthin zurück, wo ich auch die fanatischen Fans wieder traf. Es war in Bayreuth, wo ich als junger Zuschauer meine erste Ohrfeige bekommen habe, weil ich laut „Bravo!“ schrie, als sich Götz Friedrich nach seinem „Tannhäuser“ verneigte.

 

Es ist noch von den schönsten Wagnerstellen zu berichten, die ich selbst später als Opernintendant mit betreut habe. Ich habe im Laufe meiner Karriere sämtliche Wagneropern (vom „Fliegenden Holländer“ an) produziert, „Parsifal“ zweimal und „Tristan“ dreimal. Die bestgelungenen waren Herbert Wernickes „Ring“ und „Tristan und Isolde“ mit Peter Sellars, Esa-Pekka Salonen und Bill Viola. Ich hatte mir allerdings in der dramaturgischen Planung einige Verrücktheiten geleistet: für den „Ring“ als Zyklus gab es insgesamt neunzig Orchesterproben, für den „Tristan“ gab es, gemeinsam mit den „Meistersingern“ drei ganze Monate.

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Ich verstehe aber nicht, warum viele Intendantenkollegen meinen, dass das Produzieren eines „Ring“ unbedingt als opus magnum verstanden werden muss. Als ob es nicht wichtigere Aufgaben gibt: Messiaens „Saint François d’Assisi“ zum Beispiel oder Rihms „Eroberung“ oder Zimmermanns „Soldaten“ oder Lachenmanns „Mädchen“. Im Übrigen halte ich es für viel schwieriger, eine erstklassige „Traviata“ zu produzieren als eine gute „Götterdämmerung“.

na ezt mégegyszer:

Ich verstehe aber nicht, warum viele Intendantenkollegen meinen, dass das Produzieren eines „Ring“ unbedingt als opus magnum verstanden werden muss. Als ob es nicht wichtigere Aufgaben gibt: Messiaens „Saint François d’Assisi“ zum Beispiel oder Rihms „Eroberung“ oder Zimmermanns „Soldaten“ oder Lachenmanns „Mädchen“. Im Übrigen halte ich es für viel schwieriger, eine erstklassige „Traviata“ zu produzieren als eine gute „Götterdämmerung“. (Kocsis is ebbe az irányba fordult aztán úgy is maradt -sajnos)

                      Was Bayreuth verpasst hat

(Pl. Nietsche hét minden év tavaszán. Liszt hét minden  év õszén . És Parsifal-Hendrix évbúcsúztaó-újév köszöntõ hét szintén minden évben)

Vielleicht war dies alles ein Grund, warum viele Wagnerfans meine gemeinsame Kandidatur mit Nike Wagner für die Bayreuther Festispiele damals frivol nannten. Selbstverständlich war alles vorher schon entschieden. Ich behaupte nach wie vor, dass Bayreuth damals eine große Chance verpasst hat. Es wäre an der Zeit gewesen, den von Cosima Wagner pervertierten Festspielgedanken zu erneuern und im Sinne Wieland Wagners eine Festspielwerkstatt zu entwickeln, auch durch das Einschalten von Uraufführungen, wozu die besten bildenden Künstler verpflichtet werden müssten. Dazu eine neue Programmdramaturgie und der Versuch, wieder eine neue Bayreuther Künstlerfamilie zusammenzurufen, die von dem Projekt so fasziniert ist, dass das ewige Verdienstgejammer seinen Grund verliert.

 

Zur Eröffnung der diesjährigen Festspiele mit dem neuen „Ring“ von Kirill Petrenko und Frank Castorf erklärte ein (jetzt ehemaliger) Minister und langjähriger Bayreuthfan, dass „die Kunst nicht mit Politik“ zu tun habe. Genau hier liegt aber das große Missverständnis begraben. Nur darum konnte Wagners Musik vom Kleinbürgertum vereinahmt werden, die Fanfare beim Sonnenuntergang inklusive. (ezt bevarázsolom egy másik topikba is)