[fidelio] parsifal hendrix Creative Commons License 2013.03.11 0 0 64

"Wagner war ganz Politik"

 

                                                    " Nehmet hin meinen Leib“

 der hessische Demokrat Wilhelm Schulz, der schon 1832 am Hambacher Fest teilgenommen hat, sieht in Wagner einen Revolutionär nicht nur der Kunst. 1852 scherzt er in einem Brief an den Schweizer Dichter Gottfried Keller: "Das goldene Zeitalter wird damit beginnen, daß wir deutsche Volksvertreter uns hundertfach höhere Diäten dekretiren; nach dieser, aus allen pekuniären Verlegenheiten rettenden That wird ein großes, von Richard Wagner eigens componirtes Tedeum gesungen."

 

In seiner postumen Schrift „Über das Weibliche im Menschlichen“ rühmt Wagner den Buddha, der die Frau zunächst „von der Möglichkeit der Heiligwerdung ausgeschlossen gehalten wissen wollte“ und sich dann korrigierte: Es sei ein „schöner Zug der Legende“, dass sie „den Siegreich-Vollendeten zur Aufnahme des Weibes sich bestimmen lässt“.

Jonas Kaufmanns Parsifal stolpert nicht als Tölpel auf die Szene. Er ist ein moderner Charakter, der schon eine Geschichte hinter sich hat, auch wenn er über sie nicht Rechenschaft ablegen kann. Die Indifferenz des Kulturburschen lässt ihn abseits stehen, Gurnemanz ist über ihn empört, weil er sich artikulieren kann. Peter Mattei als Amfortas überwältigt durch unmenschlichen Schönklang, eine Noblesse, die in der Ritterrepublik ein Skandal ist. Die Frömmigkeit des Gurnemanz findet bei René Pape darin Ausdruck, dass der teilnehmende Erzähler nicht daran interessiert ist, Souveränität zu fingieren. Pape versteht sich darauf, den herrlichen Ton aus der Stimme zu nehmen, so dass ihr Klang einen Phrasenbruchteil lang löchrig oder fleckig wirkt.